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  • Writer's pictureNatalia Braun, MSc

Phänomen Burnout: gemeinsam einsam?


Ein Vorstoss, Burnout als Berufskrankheit in der Schweiz anzuerkennen und dadurch von der Unfallversicherung getragen zu werden, wurde vom Nationalrat mit der Begründung abgelehnt, dass der kausale Zusammenhang zwischen Burnout und beruflicher Tätigkeit nicht nachweisbar ist. Den Präventionsmassnahmen des Privatsektors wird weiterhin Vorrang gegeben.

Burnout bleibt jedoch eine berufsassoziierte Gesundheitsstörung, die ernst genommen werden soll: gemäss dem aktuellsten Job-Stress-Index, einer jährlichen wissenschaftlichen Studie der Gesundheitsförderung Schweiz in Zusammenarbeit mit der Universität Bern und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, leidet jede/r vierte/r Schweizer/in unter dem berufsbezogenen Stress, die Tendenz ist gegenüber den Vorjahren steigernd. Der Anteil emotional erschöpfter Personen liegt bei 30%. Stress verursacht den Organisationen Kosten von rund CHF 6.5 Mrd. pro Jahr. 

Burnout wird multifaktoriell verursacht, und wie genau die verursachten Kosten getragen werden sollen, kann diskutiert werden. WHO hat Burnout ebenfalls nicht als eine Krankheit definiert, jedoch als ein berufliches Phänomen und ein Syndrom, das im Zusammenhang mit Arbeitsbelastungen steht.

Dabei ist es unumstritten, dass das Arbeitsumfeld einen direkten Einfluss auf die Ursachen von Burnout hat. Eine umfassende Meta-Analyse von zahlreichen Studien lieferte Evidenz dafür, dass die Entwicklung von Burnout-Symptomen in einem direkten Zusammenhang mit Arbeitsbedingungen steht und von den strukturellen Faktoren stark beeinflusst wird. Zudem wirkt sich die Neoliberalisierung der sozialen und wirtschaftlichen Systeme als Katalysator von zahlreichen Stressfaktoren aus.

Wie ein bekannter Spruch besagt, wenn eine Blume nicht blüht, ändert man die Umgebung, nicht die Blume. Ganzheitliche Prävention bleibt sowohl – und insbesondere – auf struktureller als auch auf individueller Ebene die wirksamste Massnahme gegen Burnout. Das betrifft auch die Offenheit im Umgang mit diesem Thema: Burnout wird immer noch stigmatisiert. Es ist en vogue zu sagen, man sei im Stress. Es ist aber nach wie vor keine Selbstverständlichkeit, zuzugeben, dass man sich unwohl fühlt. Stärke, auch wenn eine vermeintliche, wird immer noch mit Erfolg gleichgesetzt, und Schwäche – mit Versagen. Dabei ist es eine grosse Stärke, Schwächen zuzugeben und rechtzeitig um Hilfe zu bitten. Besonders Führungskräfte sollen mit einem guten Beispiel vorangehen und die Stärke zeigen, schwach – und damit Mensch – sein zu dürfen.

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